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Es ist der 5. Juli 2018, als vDiva über Facebook die sehnsüchtig darauf wartende Fangemeinde wissen lässt: "New Hell Boulevard's album is fertig and done."
Zwei Jahre nach Erscheinen des Debut-Albums „Inferno“ steht „In Black We Trust“ in den Startlöchern. Ein Albumtitel, der wie ein Schlachtruf anmutet, und eine bereits vorangekündigte Headliner-Tour Anfang 2019 werfen ihre Schatten voraus und lassen erahnen, dass da etwas Großes kommen soll.

Wir haben die Chance bekommen, uns bereits vor Veröffentlichung einen Eindruck davon zu verschaffen, was den Hörer erwarten wird.

„In Black We Trust“ startet direkt mit dem titelgebenden Song, einer überaus rockigen Nummer, die von Gitarrenklängen getragen wird. Bereits im Verlauf des Strophenparts nimmt der Song an Fahrt auf, ehe im Refrain DIE Textpassage folgt, die man wohl künftig auf sämtlichen Live-Shows der Band aus hunderten Kehlen hören wird. Dieser theatralische und dramatische Song ist ein gelungener Opener und hat Potential dazu, live ein Publikumsliebling zu werden.

„As Above So Below“ beginnt mit einer zunächst eher melancholisch oder lyrisch wirkenden Klaviermelodie, welche nach einigen Takten jedoch von allen anderen Instrumenten aufgenommen wird und dann nicht mehr melancholisch wirkt. Der Song entpuppt sich als eine weitere solide Rocknummer, in der sich schnelle und langsame Drumbeats wie in einem Duett die Klinke in die Hand geben. Diese gehen im Höhepunkt in einen reinen Instrumentalteil über, ehe dann die aussagekräftige Phrase folgt, die das Songthema wunderbar zusammenfasst: „No tree can grow to heaven without having the roots deep in hell.“  Mit der Klaviermelodie vom Anfang endet der Song.

Was würde wohl passieren, steckte man Satan höchstpersönlich in Alices Wunderland? Jemals über diese Möglichkeit nachgedacht? Hell Boulevard machen diesen Wahnsinn zur Wirklichkeit und heraus kommt ein Song, der irrer nicht sein könnte: „Satan In Wonderland“. So düster der Song beginnt, so spaßig wird er für den Zuhörer nach der alles eröffnenden Zeile „Why so serious?“ Es folgt ein mitreißender Refrain, der den Zuhörer vor seinem inneren Auge Satan durch das Wunderland tanzen sehen lässt, während die eigenen Füße bereits zu zucken beginnen. „We are all mad here...“ Spätestens dann möchte man mit durchs Wunderland tanzen. Dieser Song ist ohne Frage ein absolutes Highlight des Albums, wenn nicht sogar DAS Highlight.

„Thanks For Nothing“ schaltet wieder einen Gang herunter, jedoch auch nur, was das Tempo angeht. Nach dem Spaß folgt wieder der Ernst. Es geht um nun jene Personen, die zwar in unser aller Leben vorkommen, aber doch nie für einen da sind, sondern im Gegenteil uns noch eher Schaden zufügen. Genau diesen Leuten wird mit diesem Song nun der Rücken zugekehrt, um den eigenen Weg wieder unbeschwert allein weiter gehen zu können. Die Musik setzt sich schnell in den Ohren fest und man möchte wieder mittanzen.

Mit „The Devil's Ark“ folgt einer der vielschichtigsten Songs des Albums. Musikalisch hat das Stück neben den üblichen Instrumenten wie den Gitarren sehr viel zu bieten. Sogar Streicher und ein Cembalo kann der aufmerksame Hörer im Hintergrund versteckt ausmachen. Insgesamt
ergibt das eine besonders eindrückliche Rocknummer mit Metal-Anklängen, die es in dieser Art und Weise von Hell Boulevard so bisher nicht gab.

Natürlich kommt auch auf diesem Album die Romantik nicht zu kurz und mit „Dead Valentine“ tut sie das besonders intensiv. Dieser Song ist DIE Ballade von „In Black We Trust“, wenn nicht sogar der bisherigen Bandgeschichte. Ein wundervoll gefühlvoller Song, dessen Schmerz man in jedem Wort der sehnsüchtig gesungenen Zeilen wie „All my life I've been waiting for you“ und „I don't need anymore than your undead love“ spüren kann. Untermauert wird dieses Gefühl besonders durch die wundervoll melancholische Melodie, aber auch die eingängigen Gitarrenriffs, das Klavier und die Streicher tragen zur Stimmung bei. Definitiv ist dieser Song ein weiteres Highlight des Albums.

Nach dem Herzschmerz widmen wir uns wieder den frechen und rockigen Seiten von Hell Boulevard. Die „Bitch Next Door“ kann man wohl als einen der typischsten Hell Boulevard-Songs des Albums bezeichnen und dennoch zeigt auch dieses Stück neue Seiten der Band auf. Rauer, forscher Gesang, der alle Register zieht, führt den Hörer direkt in die Nachbarschaft, was selbst durch entsprechende Türklingelgeräusche veranschaulicht wird. Getragen wird das Spektakel von rasanten Gitarrenklängen. Ein sehr treibender Song, der besonders live für viel Spaß sorgen wird.

„Zero Fucks Given“ ist kein Neuland mehr für die Fangemeinde, schickte die Band diesen Song doch als Vorboten bereits vor Monaten inklusive Musikvideo hinaus in die Welt. Nichtsdestotrotz fügt er sich perfekt in das neue Album ein und knüpft gerade an den vorangegangenen Song stilistisch nahtlos an. Ob mit oder ohne Video, live oder auf CD, „Zero Fucks Given“ bereitet dem Zuhörer Spaß und lädt zum Mittanzen ein. Textlich lässt das Stück den Zuhörer über diese herrliche „Who cares?“-Haltung und ihre Ausführung schmunzeln.

„Gods Gone Wild“ zeigt eine bisher eher unbekannte Seite von Hell Boulevard. Anstatt auf Tempo setzt man hier auf eine Schwere, die ein wenig an Songs aus dem Neue-Deutsche-Härte-Genre erinnert. Harte, tiefe Gitarrenriffs führen durch das Stück und auch der Gesang fügt sich in das neu eingeschlagene Stilmuster ein. Der Song ist ein gelungener Schachzug, mit dem die Band sich weitere Türen in Richtung Vielschichtigkeit öffnet und somit zu einem weiteren Albumhighlight wird.

„My Favorite Lie“ bringt erneut die gefühlvollere Seite der Band zum Vorschein mit einem Thema, das eher bittersüß scheint. Wenn eine Lüge sich einfach besser anfühlt als die Wahrheit, so möchte man an ihr festhalten. Eine melancholische Melodie ist bestimmend für den eingängigen Refrain und die warme Stimme von vDiva, dessen Aussage „You gotta trust me when i lie to you, and never trust me if i say ‘i love you’ .“ man in diesem Gefühlsstrudel einfach nicht widersprechen will.

„Rest Well“ schließt das Album mit einem komplett anderen Gefühl ab und so anders klingt auch das Stück. Minimalistisch führen hauptsächlich Pianoklänge durch den Song und lassen so vDivas Stimme in den Vordergrund treten. Insgesamt ist die Begleitung sehr zurückgenommen, so dass die langsame, lyrische Melodie hervorgehoben wird. Thematisch bildet der Song eine Fortsetzung zu „Yet I'm Here Without You“, was auf dem Vorgängeralbum zu finden ist.  Dennoch ist das Gefühl in diesem Song ein komplett anderes. Während „Yet I'm Here Without You“ noch voller Schmerz die Trauer durchlebt, klingt „Rest Well“ heute still, friedlich... Man beginnt, mit sich und der Welt wieder im Reinen zu sein. Der Verlust ist für immer, doch kann man nun gehenlassen...  „Close your eyes, no need to breath, I'll lock the door an let you sleep... “


Fazit:
Mit „In Black We Trust“ haben Hell Boulevard einen mehr als würdigen Nachfolger von „Inferno“ geschaffen und sich musikalisch stark weiterentwickelt. Die Songs klingen ausgereifter, vielschichtiger und facettenreicher als noch vor zwei Jahren und dennoch bleibt man sich selbst treu. Zusammen bilden sie ein rundes Ganzes, bieten Abwechslung in Form von rockigen Stücken, Midtemponummern und Balladen. Für jeden Geschmack gibt es genügend Auswahl. Das Album bringt außerdem gleich mehrere absolute Highlights der Bandgeschichte mit sich wie z.B. „Satan In Wonderland“, „The Devil's Ark“, „Dead Valentine“ oder „My Favorite Lie“.
„In Black We Trust“ wird am 21. September 2018 unter dem Label NoCut veröffentlicht.



©Text Sarah 'Greeny' & Konstanze